• Postfach 1112 · 35435 Wettenberg
Burg Gleiberg - Turmaufbau

Gründung Geselligkeitsverein

Anfang der 1830er Jahre wurde der Bergfried als trigonomischer Punkt für die Landesvermessung ausgewählt.

Dabei entdeckte man die herrliche Aussicht von der Turmplattform. Es entstand der Wunsch, den Bergfried besteigbar zu machen.

Am 9. April 1837 gründeten etwa 40 Personen den "Geselligkeitsverein zur Erbauung einer Treppe im Turm der Schloßruine zu Gleiberg", der später in Gleiberg-Verein umbenannt wurde. Er ist die älteste deutsche Bürgerinitiative, die sich dem Denkmalschutz widmet. An dieser konstituierenden Versammlung nahmen Herren aus Gießen, Wetzlar, Krofdorf, Gleiberg und Atzbach teil.

In den folgenden Monaten wurde der ebenerdige Eingang durch die 4 m dicken Mauern gebrochen (Foto rechts). Danach entfernte man leider auch das Kuppelgewölbe, das den unteren Teil des Bergfrieds, das Verlies, abschloss.

Bereits im Oktober 1837 konnten die ersten Besucher über eine Eichentreppe den Turm besteigen. Außerdem verbot der Verein noch im Gründungsjahr den bis dahin üblichen Abtransport von Steinen aus der Burgruine durch die Bewohner der umliegenden Dörfer.

Professor Gareis
Landrat Tieschowitz

Eigentumsübertragung 1879

Im Jahre 1879 verschenkte der preußische Staat das kostenträchtige Unterhaltungsobjekt Burg Gleiberg an den Wetzlarer Landrat von Tieschowitz, von dem es am 16. September 1879 der Gleiberg-Verein übernahm. Damit verpflichtete er sich, den weiteren Verfall zu stoppen, Restaurierungsarbeiten durchzuführen und der Öffentlichkeit den Zugang zur Burganlage zu ermöglichen.

Dieser Aufgabe kommt der Verein als Eigentümer der Burg bis heute nach.

Erste Sanierungsphase von 1880 bis 1945

Die Räume des Nassauer-Baus wurden vom Schutt befreit und sukzessive für die Gastronomie- und Wohnzwecke nutzbar gemacht. In der ehemaligen Burgküche im Albertus-Bau richtete man 1882 eine Trinkhalle ein. Der Hof der Unterburg wurde eingeebnet und dort eine Außengastronomie eröffnet. Die Burg entwickelte sich rasch zu einem beliebten Ausflugsziel. Das äußerte sich auch darin, dass ein Gleibergfest, das am 17. Juni 1883 anlässlich der Eröffnung der restaurierten Räume stattfand, über 2.000 Besucher anzog. In der Oberburg wurde eine Reihe von dringenden Sanierungsarbeiten erledigt. Sie wurden vorbereitet und begleitet von Hugo von Ritgen. Er war Professor für Architektur und Kunstgeschichte an der Universität Gießen und erlangte als Restaurator der Wartburg deutschlandweite Bekanntheit.

Um die Maßnahmen zu finanzieren, wurden Anteilscheine verkauft. Sie wurden meist von Einwohnern aus dem Umfeld der Burg erworben, aber auch von Personen aus ganz Deutschland, Europa, Amerika und sogar aus China. U. a. zeichneten Kaiser Wilhelm I. und zahlreiche weitere Prominente diese Scheine.

Burg Gleiberg - Himes Schildmauer
Burg Gleiberg - alter Rittersaal

 

Einrichtung des Rittersaals

Im Jahre 1882 wurde der Rittersaal eingerichtet und der als Garten benutzte untere Burghof eingeebnet. 1885 wurde die äußere Treppe zum Nassauer-Bau angebaut.

 

Burg Gleiberg - Aufbau 1905
Burg-Gleiberg - Aufbau 1905

 

Zwischen den Weltkriegen

Die während des 1. Weltkrieges und in der Inflationszeit unterbrochenen Arbeiten an den Toiletten-, Blitz- und Brandschutzanlagen, den Wasser- und Lichtleitungen wurden Mitte der 1920-er Jahre wieder aufgenommen.

1933/34 wurde im Albertus-Bau ein Schulungslager eingerichtet und von verschiedenen nationalsozialistischen Organisationen genutzt. Dem Verein gelang es nur mit Mühe, seine Eigentumsrechte an der Burg zu wahren. Von 1945 bis 1948 war die Burg von amerikanischem Militär besetzt und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Zweite Sanierungsphase von 1950 bis 1982

Burg Gleiberg - Gastronomie im Nassauer- und Albertus-Bau
Burg Gleiberg - Gastronomie im Nassauer- und Albertus-Bau

Seit Beginn der 1950er Jahre flossen die Pachteinnahmen aus der Burggaststätte reichlicher und verschafften dem Verein einen größeren finanziellen Spielraum. Da sich die Burg gleichzeitig zu einem weithin bekannten Ausflugsziel entwickelte, mussten an der Zufahrtsstraße Pkw- und Busparkplätze geschaffen werden. Außerdem wurde der Hof der Unterburg eigeebnet und befestigt. Die Außengastronomie erfuhr eine deutliche Erweiterung. Bis 1980 wurden mehr als eine Million DM vorzugsweise in die Unterburg investiert, und zwar ausschließlich aus Eigenmitteln des Vereins. Primäres Ziel war es, den Nassauer- und Albertus-Bau so herzurichten, dass die Gebäude den Anforderungen einer zeitgemäßen Gastronomie entsprachen. Dazu gehörten insbesondere größere Umbauten, Renovierungen, Verschönerungen, der Austausch von Elektro- und Wasserleitungen sowie die Schaffung einer Großraumküche im Kellergeschoss des Nassauer-Baus. Darüber hinaus wurden ständig punktuelle Sanierungsmaßnahmen in der Oberburg und an Stützmauern im gesamten Burggelände durchgeführt. Außerdem ersetzte man die 1837 installierte und inzwischen baufällig gewordene Eichenholztreppe im Bergfried 1974 durch eine Stahlbetonkonstruktion.

Dritte Sanierungsphase von 1983 bis 1995

Bis Mitte der 1970er Jahre hatte der Vereinsvorstand den Ehrgeiz, alle Maßnahmen aus Eigenmitteln zu finanzieren. Außerdem konzentrierten sich die Investitionen auf die Gastronomie in der Unterburg. Beides rächte sich.

Eine 1981/82 durchgeführte Bestandsaufnahme der Oberburg ließ erkennen, dass sie in Teilen einsturzgefährdet war und sogar vorübergehend für den Publikumsverkehr gesperrt werden musste. Vor allem der massive Efeubewuchs hatte große Schäden an den Mauern angerichtet. Von 1983 bis 1995 wurden die Sanierungsarbeiten durchgeführt werden, und zwar mit einem Kostenaufwand von über zwei Millionen DM.

Diese Summe überstieg die finanziellen Möglichkeiten des Vereins bei weitem. Deshalb wurde ab jetzt verstärkt auf die Einwerbung von Zuschüssen und Spenden gesetzt. Die Mischfinanzierung sah wie folgt aus: Land Hessen 900.000 DM, Arbeitsamt 320.000 DM, Eigenmittel Verein 260.000 DM, Rückspende bauausführende Firma (deren Chef Mitglied Vorstandsmitglied des Gleiberg-Vereins war) 160.000 DM, Landkreis Gießen 150.000 DM, Überschuss aus dem Gleibergfest des Jahres 1983 85.000 DM, Denkmalpflege 70.000 DM, Sparkasse Wetzlar 65.000 DM. Hinzu kamen diverse Spenden von Firmen und Vereinsmitgliedern.

Begleitend zu den eigentlichen Sanierungsarbeiten an den Mauern wurde auch ein Rundweg durch den Zwinger geschaffen, der bis dahin ein völlig verwahrlostes, nicht zugängliches und teilweise als Müllkippe benutztes Gelände war. 

Burg-Gleiberg - Sanierung des Mauerwerks der Oberburg
Burg-Gleiberg - Sanierung des Mauerwerks der Oberburg
Gleiberg Verein - Sanierung alter Eingang zur Oberburg in 2003
Gleiberg Verein - Sanierung alter Eingang zur Oberburg in 2003

 

Vierte Sanierungsphase seit 1996

 

Burg Gleiberg - altes Eingangstor

Der ursprüngliche Zugang zur Oberburg

dessen innerstes Burgtor durch die starke Eckbastion geschützt wird, wurde nach der Errichtung der Unterburg (nach 1575) nicht mehr genutzt.

Dieser Zugang war seit den 1960er Jahren durch eine Garage bzw. Holzremise versperrt. Durch den Abbruch dieser Gebäude im Jahre 2003 konnte die alte Eingangssituation in die mittelalterliche Oberburg wieder hergestellt werden.

 

Bergfried Sanierung 2013

Final wurde die stark korrodierte Aussichtsplattform abgebrochen und neu betoniert. Es war eine ebenso spektakuläre wie teure Maßnahme, die insgesamt rund 400.000 € gekostet hat. So sah die Mischfinanzierung aus: Gemeinde Wettenberg 105.000 €, Sonderprogramme Bund und Land Hessen jeweils 90.000 €, Eigenmittel Verein 75.000 €, Deutsche Stiftung Denkmalschutz 30.000 €, Landkreis Gießen 10.250 €.

Gleiberg Verein - Bergfried Sanierung in 2013
Gleiberg Verein - Bergfried Sanierung in 2013